Preiserhöhungen: Wie Dell, HP und Apple auf die US-Zöllen reagieren

Werden US-Techkonzerne ihre Preise erhöhen, wie es Analysten der Bank Morgan Stanley für wahrscheinlich halten? Kaum vorstellbar ist es, dass Hersteller wie Dell, HP und Apple ihre Produktion zurück in die USA holen. Das ginge aus verschiedenen Gründen gar nicht, so die Bank. Zölle seien "immer noch die weniger schlechte Wahl".

Die Research-Abteilung des globalen Bankriesen Morgan Stanley bezeichnet Präsident Trumps allgemeine Zölle als eine "Lose-Lose"-Situation für Hardware-Unternehmen wie Apple, Dell Technologies und HP. Die gehen davon aus, dass Preiserhöhungen der "gangbarster Weg nach vorne" für die Konzerne sei.

Ihren Bericht gaben sie am Donnerstag vergangener Woche bekannt, einen Tag nachdem Trump so genannte "reziproke Zölle" zwischen 25 und 54 Prozent auf Waren aus rund 60 Ländern und Regionen angekündigt hatte, die seiner Meinung nach die US-Wirtschaft ankurbeln und "amerikanische Arbeiter schützen" sollen.

Die neuen und für China sogar noh höhere Zölle sind seit Mittwoch dieser Woche in Kraft. Waren aus asiatischen Produktionszentren wie Vietnam, Taiwan und Thailand werden mit Steuersätzen von 46 Prozent, 32 Prozent bzw. 36 Prozent belegt. Seit der Veröffentlichung des Berichts hat Trump gewarnt, dass er als Reaktion auf Chinas Gegenzölle auf US-Produkte weitere 50 Prozent Zölle auf chinesische Waren erheben werde, was die Gesamtzahl der Importzölle aus China auf 104 Prozent erhöht.

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Während einige der betroffenen Länder erklärt haben, dass sie neue Handelsabkommen mit den USA anstreben, um die Zölle zu vermeiden, ließ die Regierung in China am Dienstag verlautbaren, China werde "bis zum Ende kämpfen" und die Gegenmaßnahmen als Reaktion auf Trumps jüngste Drohung fortsetzen.

Dell und HP: haben "agile" und "widerstandsfähige" Lieferketten

Wie regieren US-Hardwarehersteller, die überwiegend in Asien fertigen lassen und von den US-Zöllen betroffen sind? Ein Sprecher von Dell sagte am vergangenen Montag gegenüber CRN, dass Dell "die Auswirkungen der letzte Woche angekündigten Zölle prüfe und bewerte. "Dell hat eine starke Erfolgsbilanz bei der Bewältigung jeder Situation in unserer global widerstandsfähigen und agilen Lieferkette", so ein Sprecher.

In einer Erklärung an CRN äußerte sich ein Sprecher von HP ähnlich. Man habe "eine agile und widerstandsfähige Lieferkette, die uns hilft, uns an die sich entwickelnde wirtschaftliche Lage anzupassen, um sicherzustellen, dass wir für unsere Partner und Kunden lieferfähig sind." Weiter heißt es in der Erklärung: "Unsere starken Beziehungen zu Lieferkettenpartnern auf der ganzen Welt ermöglichen es uns, flexibel zu bleiben und auf Veränderungen zu reagieren, da wir nicht in erster Linie an firmeneigene Infrastruktur oder Fabriken in Ländern gebunden sind, die stark von Zöllen betroffen sind", so der Firmensprecher von HP. "Wir werden die Entwicklungen weiterhin beobachten und sind in der Lage, unsere Aktivitäten bei Bedarf anzupassen".

Apple reagierte nicht auf eine Anfrage zur Stellungnahme.

Warum und wie sich die Zölle auf Apple, Dell und HP auswirken

Morgan Stanley Research sagt, dass die Zölle zu der "wachsende Liste der Bedenken" hinzukämen. Die Bank beobachtet Hardware-Unternehmen, zu denen Apple, Dell und HP gehören. Andere Unternehmen, die von den Zöllen betroffen sein werden, sind Logitech, Sonos, Garmin und GoPro.

"Wie wir letzte Woche hervorhoben, haben die politische Unsicherheit, die sich verschlechternde Geschäfts- und Verbraucherstimmung und die sich verschlechternden Makrodaten seit Ende Februar zu einem verlangsamten Wachstum der Ausgaben für Unternehmenshardware und zu anhaltend negativen Ausgabenabsichten für Unterhaltungselektronik geführt", schrieben die Bankanalysten. Die von der US-Regierung verkündeten Zölle und Gegenzölle anderer Länder "werden diesen Gegenwind wahrscheinlich noch verstärken".

Das liege daran, dass Unternehmen wie Apple, Dell und HP "auf eine umfangreiche internationale Fertigung angewiesen sind, wobei die große Mehrheit der in den USA verkauften Endprodukte in [südost-]asiatischen Ländern assembliert wird, was sie zu den am schlechtesten positionierten Unternehmen macht", so Morgan Stanley Research.

Viele dieser Hardware-Unternehmen, darunter Apple, Dell und HP, hätten 2018 während der ersten Trump-Administration begonnen, ihre Abhängigkeit von der Fertigung in China zu verringern, so die Analysten. Apple beispielsweise habe seither rund 15 Prozent der iPhone-Produktion nach Indien verlagert, alle MacBooks für den US-Markt würden in Vietnam hergestellt.

Dell und HP hingegen hätten ihre Notebook-Produktion für den US-Markt nach Vietnam bzw. Thailand verlagert, so Morgan Stanley Research weiter.

Die Bankanalysten weiter: "Während die Verlagerung der Produktion außerhalb Chinas früher als eine Möglichkeit für diese Hersteller angesehen wurde, ihre Gefährdung durch Zölle zu verringern, ist dies nun nicht mehr der Fall". Denn Trump hat mit seiner jüngsten Runde von Zöllen ein weites Netz ausgeworfen, das Länder wie Thailand und Vietnam trifft, "die zuvor als sichere Produktionsstandorte für US-Hersteller galten", so Morgan Stanley Research.

"Mit der Ankündigung gegenseitigen Zölle gibt es kaum noch einen Unterschied zwischen der Produktion in den USA und der in China. Wenn das Produkt nicht in den USA hergestellt wird, wird es mit hohen Einfuhrzöllen belegt", schreibt das Unternehmen.

Da Apple aufgrund seiner Abhängigkeit von asiatischen Produktionsstandorten von Zöllen betroffen ist, würde der iPhone-Riese laut Morgan Stanley Research mit zusätzlichen Kosten in Höhe von schätzungsweise 33 Mrd. US-Dollar pro Jahr konfrontiert, was 26 Prozent seines Gewinns vor Zinsen und Steuern entsprechen würde.

"Für Dell und HP könnten die zusätzlichen Zollkosten fast die gesamten erwarteten Nettoeinnahmen im Jahr 2025 ausmachen", so das Unternehmen weiter.

Warum "Preiserhöhungen der gangbarste Weg nach vorn sind"

Morgan Stanley Research sagte, dass Preiserhöhungen für Produkte der "praktikabelste Weg nach vorne" für die vom Analystenhaus beobachteten Hardware-Unternehmen seien. Das liege daran, dass Zölle andere Instrumente zur Abmilderung der Folgen unwirksam" machten, so das Unternehmen.So gäbe es zum Beispiel wenig Flexibilität, um Lagerbestände vorzuziehen oder aufzustocken. Außerdem dauerte die "Diversifizierung der Lieferketten zu lange", so Morgan Stanley Research. Zölle verursachten zusätzliche Kosten und führten dazu, dass betroffenen Anbietern "ein erheblicher Gegenwind bei den Gewinnspannen" ins Gesicht bläst. Unternehmen könnten in Erwägung ziehen, ihre Produkte auf Märkte ohne Zölle umzulenken, "aber das würde von der verfügbaren Infrastruktur abhängen", so Morgan Stanley Research. Die Bank betrachtet Zölle daher als eine "Lose-Lose"-Situation für Hardware-Anbieter.

"Preiserhöhungen sind unserer Meinung nach das wahrscheinlichste Mittel zur Abmilderung der Situation - alle Importe sind jetzt mit Zöllen belegt, so dass die Wettbewerbsbedingungen angeglichen wurden - aber sie sind inflationär und werden sich angesichts der Schwere einiger Preiserhöhungen garantiert negativ auf die Nachfrage auswirken", schreibt die Bank.

Könnte die Verlagerung der Produktion in die USA die Antwort sein?

Morgan Stanley Research hält es für "unwahrscheinlich", dass Hardware-Unternehmen ihre Produktion jemals in die USA verlagern würden. Kosten, Zeit und Ressourcen sowie Know-how und politische Unsicherheit seien "Eintrittsbarrieren". Solche Verlagerungen der Fertigung in die USA würde "Hunderte von Milliarden Dollar" kosten, "ganz zu schweigen von den Lohnunterschieden zwischen Asien und den USA". Der Apple-Zulieferer Foxconn beispielsweise gab mehr als 1,5 Milliarden Dollar aus, einschließlich Vergünstigungen wie niedrigere Stromkosten und Subventionen sowie Steuererleichterungen, um einen Fertigungskomplex in China zu errichten, in dem etwa 50 Prozent der weltweiten iPhones hergestellt werden, so die Bank.

"Der Aufbau einer Produktionsstätte in den USA würde bei laufendem Betrieb und Verfügbarkeit von Arbeitskräften mindestens 9 Monate dauern. Höchstwahrscheinlich würde es Jahre dauern. Und dann ist da noch die Frage der verfügbaren Arbeitskräfte in den USA", so Morgan Stanley Research. "Wir gehen davon aus, dass es in den USA selbst mit Automatisierung wie etwa humanoide Roboter nicht genügend qualifizierte Arbeitskräfte mit Fachkenntnissen im Werkzeugbau gibt".

Die Ungewissheit über die US-Politik wird laut Morgan Stanley Research die Unternehmen davon abhalten, in inländische Fertigungskapazitäten zu investieren. Denn mit Trump in seiner zweiten Amtszeit als Präsident "könnte die Politik in vier Jahren ganz anders aussehen", so die Bankanalysten.

"Für eine Industrie, die mit Hunderten von Milliarden Dollar an Kosten für die Ansiedlung in den USA konfrontiert ist - im Vergleich zu Dutzenden von Milliarden an Zöllen - scheinen Zölle immer noch die weniger schlechte Wahl zu sein", so das Fazit von Morgan Stanley Research.

Der Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com

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