Lenovo kauft Infinidat und stärkt Speichergeschäft
Technologiekonzern Lenovo rüstet sich für das KI-Zeitalter und baut sein Geschäft mit Enterprise-Storage mit der Übernahme des israelischen Speicherherstellers Infinidat aus. Das vom früheren EMC-Manager Moshe Yanai gegründete Unternehmen wurde 2017 mit 1 Mrd. US-Dollar bewertet.
Technologieunternehmen Lenovo gab am Donnerstag bekannt, dass es eine endgültige Vereinbarung über den Kauf des israelischen Unternehmens Infinidat unterzeichnet hat. Infinidat ist ein privater Entwickler von Hochleistungsspeichertechnologien, der 2011 gegründet wurde und seinen Marktanteil bei Unternehmenskunden ausbauen konnte.
Infinidat - gegründet von dem ehemaligen EMC-Mitarbeiter Moshe Yanai (Bild), der in den 1990er Jahren an der Entwicklung des EMC-Flaggschiffs Symmetrix-Speichersystems beteiligt war - konzentriert sich auf die Entwicklung von Speichertechnologie für Hochleistungs-Workloads, insbesondere für KI.
Die finanziellen Bedingungen der Übernahme, die noch von den Behörden genehmigt werden muss, wurden nicht bekannt gegeben. Infinidat hat seit seiner Gründung insgesamt 370 Mio. US-Dollar von mehreren Investoren erhalten, darunter die Growth-Equity-Einheit von Goldman Sachs, TPG und die in Israel ansässige ION Asset Management. Jüngsten Zahlen aus dem Jahr 2017 zufolge wurde das Unternehmen mit 1,6 Mrd. US-Dollar bewertet.
Ende letzten Jahres entwickelte Infinidat eine neue RAG-Workflow-Implementierungsarchitektur (Retrieval-Augmented Generation), die Nutzern der Unternehmensspeichersysteme InfiniBox und InfiniBox SSA helfen soll, Daten für die Ausgabe an KI-Modelle zu optimieren.
Lenovo hat bis Redaktionsschluss nicht auf eine Anfrage von CRN USA nach weiteren Informationen geantwortet.
Laut LinkedIn hat Inifinidat rund 500 Mitarbeiter. Das Unternehmen mit US-Sitz in Waltham/Massachusetts und Hauptsitz in Herzliya, Israel, wurde mit einem 2024 Tech Innovator Award für OnfuzeOS Cloud Edition ausgezeichnet und war Finalist für das CRN-Produkt des Jahres 2024 in den USA.
Greg Huff, Chief Technology Officer in der Infrastructure Solutions Group von Lenovo, sagte in einer Erklärung, dass die Übernahme von Infinidat Lenovo dabei helfen werde, Innovationen zu beschleunigen und einen größeren Wert für Kunden zu schaffen.
"Die Expertise von Infinidat im Bereich hochleistungsfähiger High-End-Datenspeicherlösungen erweitert die Bandbreite unserer Produkte. Gemeinsam werden wir neue Wachstumsmöglichkeiten erschließen", so Huff.
Obwohl Lenovo laut Marktforschern von IDC beim Marktanteil im Infrastrukturbereich stets an dritter Stelle steht, wächst die Nachfrage nach seinen Produkten. In seinem letzten Quartal verzeichnete der Konzern dank aggressiver Cloud-Investitionen ein hohes zweistelliges Umsatzwachstum im Bereich Storage, wie es bei der Bekanntgabe seiner Ergebnisse im November erklärt hatte.
Im gleichen Zeitraum stieg der kombinierte Umsatz von Lenovo aus Storage, Software und Services um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und erreichte damit ein Rekordniveau. Der Umsatz mit flüssigkeitsgekühlten Lenovo Neptune-Servern - die nahezu 100 Prozent der Wärme abführen, die bei modernen, GPU-lastigen Rack-Scale-Chip-Implementierungen entsteht - stieg im Jahresvergleich um 48 Prozent.
Das Speichergeschäft von Infinidat sei auch bei den Unternehmensanwendern der Global Fortune 500 stetig gewachsen, sagte Infinidat-CEO Phil Bullinger in einer Erklärung.
"Infinidat liefert preisgekrönte High-End-Speicherlösungen für Unternehmen, die ein außergewöhnliches Kundenerlebnis und garantierte SLAs mit unübertroffener Leistung, Verfügbarkeit, Cyber-Resilienz und Wiederherstellung sowie Wirtschaftlichkeit im Petabyte-Bereich bieten. Wir freuen uns darauf, mit den umfassenden globalen Fähigkeiten von Lenovo den Wert, den wir für Unternehmens- und Service-Provider-Kunden in On-Premises- und hybriden Multi-Cloud-Umgebungen bieten, zu erweitern."
Sowohl Lenovo als auch Infinidat erzielen ihre Umsätze größtenteils über Channel-Partner. Rund 80 Prozent der kommerziellen Verkäufe von Lenovo werden über den Channel- abgewickelt.
Der CMO von Infinidat, Eric Herzog, schrieb letzten Monat, dass das Unternehmen seine Ziele für 2025 ohne Vertriebspartner nicht erreichen könne. "Um diesen Erfolg im Jahr 2024 zu nutzen und den Erfolg im Jahr 2025 weiter voranzutreiben, werden wir weiterhin drei wichtige Dinge tun: Weiter kundenorientiert sein und die beste Kundenerfahrung in der Branche bieten. Hand in Hand mit dem Channel arbeiten und Partner befähigen, ihr Geschäft zu steigern. Infinidat durch Teamarbeit bekannt machen und die Kraft der Infinidat-Mitarbeiter freisetzen, um neue Meilensteine zu erreichen, die unser Unternehmen vorantreiben", schrieb Herzog in einem Blogbeitrag.
Lenovo hat mit der Übernahme von Teilen des IBM-Servergeschäft im Einsteigersegment im Jahr 2014 einen starkes Server-Angebot aufgebaut. Allerdings war das Unternehmen anfangs von OEM-Deals wie dem mit EMC und einigen Anbietern von hyperkonvergenten Infrastrukturen abhängig, die alle von Lenovos Konkurrenten übernommen wurden. Schließlich baute Lenovo ein gutes Speichergeschäft auf, indem es eine Kombination aus eigenen Servern und selbst entwickelter sowie von Drittanbietern bezogener Software einsetzte.
David Harris hat zu diesem Bericht beigetragen. Der Artikel erschien zuerst bei unsrer Schwesterpublikation CRN USA.
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