Lenovo Thinkpad-Fans: "Das Ende eine Ära"

Große Aufregung um einen kleinen roten Knubbel: Lenovo will den Trackpoint in der Tastatur seiner Thinkpad-Notebooks offenbar abschaffen. Für Thomas Ströbele, Geschäftsführer des Systemhauses YourIT, und viele andere ThinkPad- Fans würde damit ein ikonisches Statement zu Ende gehen. Alles nur Nostalgie? Nicht ganz.

1984 erfunden und ein ikonisches Statement: der Trackpoint ist seit mehr als 40 Jahren in die Tastatur der Thinkpad-Notenooks integriert – erst bei IBM, dann von Lenovo übernommen

Der Trackpoint ist mehr als nur ein eine Art kleiner Joystick, den der IBM-Wissenschaftler Ted Selker 1984 erfunden hatte und den der deutsche Industriedesigner Richard Sapper unverwechselbar mit der Business-PC-Marke ThinkPad aufgeladen hatte. Der rote Kuppel, unscheinbar zwischen den Tasten G, H und B platziert, korrespondiert mit dem roten Punkt über dem "i" des Brands "ThinPad". Lenovo hatte 2004 von IBM die PC-Sparte übernommen, beides unangetastet gelassen: Marke und Knubbel. Nun soll der Trackpoint weichen. Auf der CES stellte Lenovo erstmals ein Thinpad ohne diese seit mehr als 40 Jahren verbaute Cursoreinheit vor. Seither herrscht große Aufregung bei den Nutzern der Business-Notebooks, die auch sechs Wochen danach nicht abebbt.

"Seit mehr als 25 Jahren begleitet mich das ThinkPad, zuerst von IBM, dann von Lenovo. Dieser kleine, unscheinbare Knubbel war dabei mehr als nur ein Eingabegerät: Es war ein Statement", sagt Thomas Ströbele, Geschäftsführer des Systemhauses YourIT. Sein Post auf Linkedin erreicht bislang 80.000 Impressions und mehr als 300 Kommentare. Das Marketing des Schwäbischen Systemhauses ist ganz aus dem Häuschen angesichts der Welle dieser Aufmerksamkeit, sagt Ströbele gegenüber CRN.

Für ihn würde nicht nur ein Stück weit emotional besetzte PC-Industrie-Geschichte zu Ende gehen. Ströbele führt auch ganz praktische Gründe an, warum er auf den Trackpoint nicht verzichten will. "Kein Touchpad, keine Maus konnte jemals die Kombination aus Ergonomie und Schnelligkeit ersetzen, die der rote Punkt bot. Ob bei Audits, der Implementierung von ISMS oder der schnellen Navigation durch Protokolle – der Trackpoint hat mich nie im Stich gelassen".

"Ikonisch, aber nie benutzt"

Nicht alle Kommentatoren teilen das positive Nutzerlebnis, das Ströbele nicht missen möchte. "Ich gehöre also nicht zu denen, die ihn vermissen werden, aber ikonisch ist er ohne Zweifel dennoch", sagt Security-Experte Thomas Uhlemann. "Ikonisch, aber nie benutzt", sagt auch Florian Lenz, ein MVP für Microsoft Azure. Viele arbeiten stattdessen mit dem Trackpad oder schließen eine externe Maus an.

"Der Knubbel ist eine große Hilfe, wenn der Laptop nicht auf dem Schreibtisch, sondern wirklich mobil verwendet wird. Es braucht etwas Übung und dann geht's super. Schade, wenn sowas erst bei Dell weggetrichen und nun bei Lenovo auch aus dem Programm fällt", kommentiert Daniel Schneider.

"Jetzt verschwindet der Trackpoint und mit ihm ein weiteres Stück echter Technik-Geschichte", bedauert Bernd Ramgeus und fügt hinzu: "Klar, Fortschritt ist gut, aber manchmal stirbt dabei auch ein bisschen Seele".

IT-Aktivist Ströbele hofft noch auf Lenovos Einlenken

War es das nun mit dem Trackpoint? Ein Kommentar von Tobias Thüsing, Business Develop Manager Workstation bei Lenovo, geht fast unter in den mehr als 300 Kommentaren auf Ströbeles Linkedin-Post. "Das ThinkPad X9 wird eine ZUSÄTZLICHE Produktfamilie sein, welche einen anderen Fokus hat. Das Classic ThinkPad Design (inkl. Trackpoint) wird weiterhin Bestand haben", sagt er.

Das Marketing des Schwäbischen Systemhauses YourIT hat schon eine Idee, sollte Lenovo den Trackpoint tatsächlich abschaffen

Ein offizielles Statement von Lenovo ist das nicht, aber "IT-Aktivist" Ströbele und mit ihm viele Fans des Trackpoints schöpfen Hoffnung.

Ströbele ruft zu einer Art Petition auf: Man solle seinen Beitrag teilen und mit einem Bild der Tastatur samt Trackpoint versehen. Noch habe Lenovo offenbar keine endgültige Entscheidung getroffen, hofft er. "Gemeinsam setzen wir hier gerade ein Zeichen als #TeamTrackPoint. Es kann nicht schaden, wenn wir noch ein paar Leute mobilisieren".

Update – Lenovo: Der Trackpoint bleibt!

Die Mühe kann sich Thomas Ströbele sparen, denn mittlerweile erreichte CRN auch ein Statement von Lenovo. Der Hersteller stellt nun auch offiziell klar, was sein Business Develop Manager Workstation Tobias Thüsing in seinem Kommentar schon erwähnte. "Das ThinkPad X9 ist ein Premiumprodukt, das mit seinem modernen Design speziell auf die Bedürfnisse einer jüngeren Generation von Arbeitnehmern zugeschnitten ist, die mit einer Smartphone-ähnlichen Interaktionserfahrung vertraut sind. Wir haben nicht vor, den TrackPoint aus unserem ThinkPad Kernportfolio zu entfernen ", teilt Lenovo CRN mit.

Viel Rauch um nichts, also? Nicht ganz. Immerhin haben Ströbele und die vielen Kommentatoren seines Linkedin-Beitrags viel Aufmerksamkeit auf die Thinkpad-Notebooks von Lenovo gelenkt und den kleinen roten Knubbel ganz groß in den Fokus gerückt.

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