Lenovo DACH: Beförderung von Top-Managern in unsicheren Zeiten

Oliver Rootsey wird Lenovo-Chef Deutschland und Österreich, DACH-Chef Mirco Krebs übernimmt zusätzliche Aufgaben in EMEA. Europa könnte für Lenovo angesichts geopolitischer Risiken noch wichtiger werden. Die Herausforderungen für beide Top-Manager könnten aktuell kaum größer sein.

Beförderung in turbulenten Zeiten: Lenovo-Top-Manager Miro Krebs (li.) und Oliver Rootsey

Es wäre die fast ideale Ankündigung neuer, beziehungsweise erweiterter Aufgaben zweier Top-Manager von Lenovo in DACH, die den Konzern und ihre Vertriebspartner sehr lange und sehr gut kennen. Der eine, Oliver Rootsey, begann seine IT-Karriere vor 20 Jahren bei Lenovo, der andere, Mirco Krebs, wechselte vor 10 Jahren von Acer zum chinesisch-amerikanischen Technologieriesen Lenovo. Zum neuen Lenovo-Geschäftsjahr 1. April 2025 wird Rootsey nun Landeschef Deutschland und Österreich. Sein Vorgesetzter bleibt DACH-Chef Krebs, der nun erweiterte Aufgaben wahrnehmen wird. Der 51.-jährige Manager übernimmt zusätzlich den Posten als Chief Commercial Officer (CCO) in der Region EMEA.

Zu einer idealen Personalrochade aus Sicht der Lenovo-Partner in Deutschland und Österreich fehlt eine noch offene Neubesetzung: Wer folgt auf Rootsey als Sales Director Channel SMB? Bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin feststeht, wird der 42-Jährige erst einmal diese Rolle als Channel-Chef ausfüllen.

Auf beiden Top-Managern lastet zum Start des neuen Lenovo-Fiskaljahr erst einmal zusätzliche und erweiterte Verantwortung. "Die Neuausrichtung erfolgt im Rahmen einer übergeordneten Wachstumsstrategie und unterstreicht den Fokus von Lenovo auf langfristige Stabilität, Kundenorientierung und operative Exzellenz", sagt der Hersteller.

Krebs schätzt an seinem Kollegen die "analytischen und vertrieblichen Fähigkeiten sowie seine tiefe Marktkenntnis". Das Partnergeschäft - von PCs über Infrastruktur bis hin zu Services – habe Rootsey und sein Team zu einer "äußerst erfolgreichen Entwicklung geführt" in der von ihm verantworteten Region. Nun soll er das Geschäft "gemeinsam mit dem gesamten Team auf die nächste Ebene bringen", also die "Lenovo 360 Strategie" weiter ausbauen.

Globale Verteilung der Lenovo-Umsätze

Hinter der Ankündigung der erweiterten Aufgabe für Mirco Krebs, der nun EMEA-Verantwortung als COO übernimmt, steckt eine gewisse Brisanz – keine personelle, sondern eine geopolitische. Lenovo ist zum Halbjahr 2024/2025 stark gewachsen: Der Umsatz in den ersten sechs Monaten (April bis September) legte kräftig um 22 Prozent auf 33,3 Mrd. US-Dollar zu. Ein Drittel des Geschäfts wurde in der Region "Americas" erzielt, jeweils knapp ein Viertel in EMEA (24 Prozent) und China (23 Prozent), in Asien/Pacific lag der Anteil bei über 18 Prozent. Diese recht ausgeglichene Verteilung könnte sich in den nächsten Monaten massiv verschieben, wenn der Handelskonflikt zwischen USA und China nicht beigelegt wird, gar noch eskaliert.

Drohen Preiserhöhungen und Budgetkürzungen bei Partnerprogrammen

US-Präsident Trump hat zwar am Mittwoch die massiven Zollerhöhungen für 3 Monate ausgesetzt. Nicht aber für Importe aus China. Beide Staaten überbieten sich fast im Wochentakt mit noch höheren Zöllen. Der US-Einfuhrzoll für Waren aus China liegt nun bei 125 Prozent. Die meisten PC-Hersteller lassen in China produzieren, haben allerdings ihre Fertigungsstätten auch diversifiziert. Lenovo produziert in den chinesischen Städten Chengdu, Shenzhen und vor allem in Hefei oder lässt bei Auftragsfertigern produzieren. Hat auch eine Assemblierung in den USA (North Carolina, wo vor allem die Thinkpad-Notebooks produziert werden) für den US-Markt. Auch in Mexiko, Indien und Brasilien unterhält Lenovo Fabriken. Server, Storage und Workstations werden in Ungarn gefertigt, wo in der Nähe von Budapest auch ein großes Logistikzentrum von Lenovo steht.

Trotz global verteilter Fertigungskapazitäten könnte Lenovo als chinesischer Konzern erheblich von US-Zöllen und einem möglichen Ausschluss vom US-Behördengeschäft betroffen sein, vielleicht sogar härter als andere Technologiekonzerne wie Dell, HP oder Apple. Nichts deutet auf eine Entspannung zwischen USA und China, eher das Gegenteil steht zu befürchten. Die Bank Morgan Stanley geht davon aus, dass Hardwareherstellern wohl gar nichts anderes übrig bleibt, als ihre Preise aufgrund steigender US-Zölle anzuheben. Das drückt auf die Gewinne, könnte sich auch auf die weltweiten Budgets für die Partnerprogramme der großen Hersteller negativ auswirken.

Den Partner in EMEA neue Wachstumschancen eröffnen, noch enger an sie heranrücken, sollen und wollen Oliver Rootsey und Mirco Krebs. Die Weltpolitik können sie freilich nicht ändern, eher noch Signale des Vertrauens, der Zuversicht und ausstrahlenden Optimismus in Richtung Channel senden Partner sorgen sich um Preise, Margen, sonstige Unterstützungsmaßnahmen, können das Investitionsverhalten ihrer Kunden aktuell schlechter als noch zu Jahresbeginn einschätzen. Das macht die Aufgabe der beiden beförderten Lenovo-Manager nicht einfacher.

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