IT-Systemhäuser 2025: Gut aufgestellt selbst gegen Schwarzen Schwan
Mehr als 200 Partner teilen bei der Synaxon "Start 2025" die guten Aussichten für ihre Branche: Erwartungen und die IT-Konjunktur zeigen in Richtung Wachstum. Alles gut also? Synaxon-Chef Mark Schröder rät zum Optimismus mit gespanntem Sicherheitsnetz.
Unternehmen erhöhen ihre IT-Budgets, aber leider "nur" um Preissteigerungen mitgehen zu können, also weiterhin eine "wahrnehmbarer Investitionszurückhaltung", wie Synaxon-Chef Mark Schröder ausführt. Deutschland in einer Rezession, wenn auch nur eine leichte. Abwarten, wie sich die neue Bundesregierung zusammensetzt. Und da wäre noch Donald Trump, der Schlagzeilen in Minutentakt raushaut, die Europa und den Welthandel herausfordern. Man muss schon eine sehr resiliente Konstitution haben, um optimistisch ins Jahr 2025 zu blicken. Mark Schröder hat sie nicht nur von Berufswegen. Der CEO des Partnernetzwerks Synaxon führt auch gute Gründe an, warum es der IT-Branche und insbesondere IT-Dienstleistern eigentlich so schlecht nicht geht. Im Gegenteil sogar.
Gegen notorischen Pessimismus, oft gespeist aus wahltaktischem Kalkül und populistischem Instinkt, helfen Fakten und einige Maßnahmen, wie sie Schröder und andere Branchenvertreter auf der kurzweiligen "Start 2025" von Synaxon vorstellten.
Über 200 Teilnehmer aus der IT-Service-Branche nahmen am Dienstag dieser Woche teil. Und die meisten blieben bis zum Schluss des knapp 2-stündigen Online-Meetings dabei – ein Beleg für ein informatives, das Netzwerk bereicherndes Meeting mit praktischen Tipps zum sofortigen Umsetzen im Systemhaus.
Zeit, mit Kunden über strategische Planung zu sprechen
Schröder, der Optimismus nicht mit Blauäugigkeit verwechselt, führt einige Gründe an, warum sich die IT-Branche von der rezessiven Wirtschaft entkoppeln kann. "Es liegen enorme Chancen darin, Kunden aufzuzeigen, wie sie ihre Investitionsbudgets entlasten können: Mehr Managed Services, mehr (hybride)Cloud-Lösungen, Flatrates, Miete statt Kauf" und vieles mehr, wie zum Beispiel IT-Security und auch KI. "Kostentransparenz und Planbarkeit sind das Gebot der Stunde für Unternehmen. Durch Umdenken auf Entscheiderebene kann das Budget-Dilemma gelöst werden", sagt er. Letzteres besteht darin, dass Kunden der IT-Dienstleister ihre Mittel allein schon wegen Preissteigerungen oft ausschöpfen. Was bleibt da noch übrig für Innovationen wie KI und Automatisierung? Wie das eigen IT-Personal halten oder gar aufstocken? Jetzt wäre die richtige Zeit, mit solchen Kunden über ausgelagerte Services und externen IT-Betrieb zu sprechen.
Fachkräftemangel. Man kann diesen Missstand schon nicht mehr hören, sollte ihn aber dennoch nicht überhören. 46 Mio. Beschäftige gibt es aktuell in Deutschland. Doppelt so viele Babyboomer der in den 60ern Jahren Geborenen werden bald ausscheiden als junge Arbeitskräfte nachkommen. Japan lässt grüßen und ist gleichzeitig Vorbild für die Bewältigung demografischer Herausforderungen. 399 Roboter pro 10.000 Beschäftigte zählt das Land mit der weltweit ältesten Bevölkerung, setzt auf KI (die eine digitalisierte Wirtschaft voraussetzt), öffnet sich Fachkräften aus dem Ausland und will mehr Frauen ins Berufsleben bringen.
Von Japan lernen heißt vor allein eins: "In den kommenden 10 Jahren wird es massive Investitionen in die Automation geben", skizziert Synaxon-CEO Schröder das Potential für den deutschen IT-Servicemarkt. Freilich mit eigenen Dienstleistungen und Beratung von lokalen Partnern, die nicht lediglich als Türöffner herhalten sollten für Riesen wie indische oder aus anderen Ländern nach Deutschland drängende IT-Outsourcer, wie ein Teilnehmer im Meeting rät.
So wie Systemhäuser Kunden helfen, ihre Prozesse zu automatisieren, sollten sie Automation in den eigenen Abläufen einsetzen und so ihre Effizienz steigern. Fachkräftemangel ist überall, auch und gerade bei den kleineren IT-Häusern. "Jetzt ist die Zeit, sich damit zu befassen, denn der demografische Wandel spricht auch gegen uns", sagt Schröder.
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Mehr Automation und KI im Systemhaus
Die Grenzen zwischen Automation und KI sind fließend und KI-Basis-Know-how doch zügig gelernt, um lästige und zeitaufwendige Wiederholungen Technologie machen zu lassen, wie die Referenten Jonathan Seifert von Synaxon und Microsoft-Experte Kai Osthoff vom IT-Dienstleister Vectano am Beispiel zeigen. Seitenweise Rechnungen von genutzten Clouddiensten lassen sich automatisiert schnell prüfen, ebenso Reports beim Qualitätsmanagement auf Fehler und Leerstellen checken.
Die Akzeptanz für den KI-Einsatz, vor ein, zwei Jahren noch erschreckend gering, steigt nun bei den überwiegend mittelständischen Synaxon-Partnern (siehe Grafik). "Ihr macht Microsoft? Lernt und versteht, wie Copilot eure Prozesse vereinfachen hilft", rät Osthoff. Wer den Rat befolgt, wird KI-Lösungen bewerten können und eignet sich Integrationskompetenz an. Für das eigene IT-Haus und erst recht für Kunden kann das nur von Vorteil sein.
"Virtuelle Assistenten werden in viele Softwarelösungen Einzug halten und können uns das Leben im Unternehmen vereinfachen und helfen, effizient zu arbeiten", skizziert Synaxon-Chef Schröder den Trend zu Maschinen statt Muskeleinsatz.
Ende des Bauchladens
Alle IT-Hersteller versprechen eine einfachere Zusammenarbeit mit Partnern und noch einfachere IT-Lösungen bereitzustellen. Schön wäre es ja, wenn die Komplexität sinken würde, an der Hersteller ja auch arbeiten und diverse Einzellösungen in eine Plattform zu integrieren versuchen, wie es bei Security der Fall ist. Indes hört man aus dem Markt das Gegenteil.
1.000 und mehr Security-Anbieter, Multi-Cloud und nun KI: Mit der Innovationsdynamik steigt die Technologiekomplexität und überfordert insbesondere kleinere IT-Partner. Einmal mehr rät Mark Schröder zur Spezialisierung und im Zuge standardisierter Managed Services zu einer Abkehr vom Bauchladen und stattdessen Fokussierung auf Teilbereiche der IT oder Branchen-Lösungen. "Hin und her macht Taschen leer", so sein bildhafter Spruch, der die Folgen eines überreichen Portfolios vor Augen führt.
Stresstest gegen Schwarzen Schwan
War da mal was? Ja, die Corona-Pandemie hat die IT-Branche ein wenig verdrängt, Produktionsstopp und abgerissene Lieferketten sind Geschichte. Und doch ist es nicht ausgeschlossen, dass ein neuer Schwarzer Schwan die Welt erneut erschüttert. "Die Karten werden weltpolitisch gerade neu gemischt. Die Volatilität wird dadurch weiter steigen. Politische Entscheidungen können das 'Spiel' für Unternehmen von jetzt auf gleich stark verändern", warnt Schröder vor dem Unberechenbaren.
So blauäugig sollte niemand sein und glauben, von einem nächsten Crash verschont zu bleiben. Stresstest ist angesagt, so wie Banken verpflichtet sind, sich auf einen erneuten Zusammenbruch des globalen Finanzmarktes vorzubereiten, wie wir ihn 2007 erlebt hatten.
IT-Dienstleistern rät er "zukunftssichere IT in Szenarien und Alternativen zu denken", sie mit Kunden zu teilen. Egal ob Politik, Produkte oder so manche disruptiven Pläne von IT-Herstellern, die Warnung von Schröder vor "Abhängigkeiten" ist aktueller denn je.
Bei allem berechtigen Optimismus in der IT-Branche, den Schröder teilt, und die vielen Chancen, die er im Trend zur Digitalisierung sieht: man sollte Krisenszenarien durchspielen und ein "Sicherheitsnetz spannen", so ein optimistisch gestimmter Mark Schröder.
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