Appell des Bechtle-Vorstands: Fundament der Demokratie stärken und wertschätzen

Der Aufruf des Bechtle-Vorstands zur bevorstehenden Bundestagswahl mag überraschen, doch ungewöhnlich ist das politische Statement nicht. Es ist vielmehr bitter nötig. Wie das Land zeigen sich auch IT-Unternehmer politisch mitunter tief gespalten.

Selten zwar, aber ein Bechtle-Vorstand äußert sich, wenn nötig, auch als Homo Politicus, wie es Thomas Olemotz, Michael Guschlbauer, Konstantin Ebert und Antje Leminsky (v.l.) tun

Mit einem von allen vier Vorständen unterzeichneten Linkedin-Post ruf der Bechtle-Vorstand dazu auf, am kommenden Sonntag zur Bundestagswahl zu gehen. "Wir stehen vor einer wichtigen Wahl", lautet die Überschrift. Es folgt ein Statement, das die immer wieder zu stärkenden Werte der Demokratie kurz und bündig zusammenfasst. Werte, die auch das Selbstverständnis und die Unternehmenskultur von Bechtle widerspiegeln. "Demokratie lebt von Partizipation, Respekt und dem gemeinsamen Ziel eines vielfältigen, toleranten und aktiven Miteinanders. Wir alle sind aufgerufen, dieses Fundament immer wieder von Neuem zu stärken und wertzuschätzen".

Dass dieses Fundament unseres Gemeinwesens bröckelt, Agitatoren diesseits und jenseits von Deutschland und Europa sich am Abriss dieses Fundaments abarbeiten, ist täglich zu bestaunen. "Wir brauchen ein wirtschaftlich starkes Deutschland für Europa und ein wirtschaftlich starkes Europa für die Bewältigung der großen globalen Herausforderungen", schreiben die Bechtle-Vorstände. "Nutzt eure politische Stimme verantwortungsvoll und geht am Sonntag wählen!", so der Appell. "Für die Zukunftsfähigkeit von Deutschland und Europa. Für mehr Verbundenheit, Gemeinschaft, Stärke und Zuversicht. Für mehr Zukunft".

Die indirekte Wahlempfehlung darf so verstanden werden, dass die Bundesbürger jene Parteien wählen sollen, die sich zum Fundament der Demokratie bekennen. Verantwortungsvoll seine Stimme nutzen, auch und gerade in politischer Angelegenheit: Der öffentliche Appell von Thomas Olemotz, Michael Guschlbauer, Konstantin Ebert und Antje Leminsky ist keine spontane Äußerung, ist kein Me-too-Statement in politisch aufgeladener, zum Zerreißen gespannter Zeit. Selten zwar, aber ein Bechtle-Vorstand äußert sich, wenn nötig, auch als Homo Politicus. Das hat bei Bechtle Tradition.

Gründer Gerhard Schick hätte nicht anders gehandelt. Eine aufgeregte Zeit hätte dem ehemaligen CEO wohl kein politisches Statement abringen können. Sehr wohl aber, wenn er feststellen musste, dass persönliche Politikkarriere in einer Partei vor Gemeinwesen gestellt wird. "Unser Land braucht moderne Patrioten wie ihn", hatte 2005 der damalige Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg in seiner Laudation zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes über Gerhard Schick gesagt. Der ließ es in seiner Replik an Deutlichkeit nicht fehlen. "Kümmert euch weniger um eure eigene Zukunft, sondern mehr um die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland", erwiderte der Geehrte.

Partizipation, Respekt, ein vielfältiges, tolerantes und aktives Miteinander: Dafür setzen sich die Bechtle-Vorstände ein. Man könnte noch viele andere Voraussetzungen nennen, ohne die ein konstruktiver Diskurs unter zivilisierten Menschen in einer freiheitlichen Demokratie nicht funktioniert: Redlichkeit, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit. Selbstverständlichkeiten. Könnte man meinen. Sie sind es nicht, nicht mehr.

Manche politischen Diskussionen in den Sozialen Medien, an denen auch bekannte IT-Unternehmer teilnehmen, zeigen, wie unversöhnlich und tief gespalten die Haltungen sind, wie teils polemisch und mit persönlichen Angriffen argumentiert wird. Unternehmer, die einst im engen geschäftlichen Austausch standen, zeigen sich unversöhnlich. Channel-Journalisten sind erschüttert, wenn ihre sehr engen Kontakte zum Handel politische Positionen vertreten, die ihren Ansichten widersprechen.

"Wir alle sind aufgerufen, dieses Fundament immer wieder von Neuem zu stärken und wertzuschätzen", heißt es von Bechtle. Es setzt die Bereitschaft zur Einigkeit voraus, wie dieses Fundament gebaut ist. Darum wird es auch am Wahlsonntag gehen.

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