Angeschlagener Etailer Mindfactory macht weiter

Hersteller stützen Gaming-Spezialist Mindfactory bei seiner Insolvenz in Eigenverwaltung. Die hatte sich vor Wochen bereits angekündigt. Nun sei man zur "Normalität zurückgekehrt", teilen die optimistischen Sanierungsexperten des Online-Versenders mit.

"Deutschlands führender Gaming-Händler Mindfactory [ist] zur Normalität zurückgekehrt. Der Online-Shop ist wie gewohnt geöffnet, die Kunden können zunehmend aus dem vollen Sortiment schöpfen", heißt es in einer Pressemitteilung vom Montag

Gründe für die finanziellen Schwierigkeiten nannte der Wilhelmshavener IT-Händler Mindfactory keine, räumte in seiner Pressemitteilung am Montag erstmals ein, bereits Ende Februar (laut Amtsgericht Wilhelmshaven am 28.Februar 2025) ein Eigenverwaltungsverfahren im Zuge der Sanierung beantragt zu haben. Man sei nun, knapp vier Wochen später, "zur Normalität zurückgekehrt", heißt es ferner. Ganz normal indes läuft das Geschäft freilich noch nicht.

Rücksendungen und andere Servicefälle, die seit rund vier Wochen auf Erledigung warten, würden "nun nach und nach bearbeitet und abgeschlossen", wie es in der Pressemitteilung heißt. Zuletzt musste der auf Gaming spezialisierte Online-Händler sein Angebot stark reduzieren. Das und Beschwerden der Kunden, dass Servicefälle nicht bearbeitet würden, hatten Insolvenzspekulationen ausgelöst. Hersteller sollen Kreditlinien gekürzt haben. Mindfactory-Vorständin Petra Clemen hat währenddessen nicht reagiert, wie auch der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Clemen nicht.

Den nun eingesetzten Sanierungsexperten scheint es gelungen zu sein, das Vertrauen der Zulieferer gewonnen zu haben: Lieferungen seien wieder aufgenommen, sogar ohne Vorkasse, und Preisnachlässe würden gewährt, um die Sanierung zu unterstützen, teilt das Unternehmen über eine PR-Agentur mit.

"Dieses Zugeständnis der Lieferantin ist keine Selbstverständlichkeit", sagt Rüdiger Weiß von der Kanzlei WallnerWeiß, der als sogenannter Sachwalter das Eigenverwaltungsverfahren begleitet. Es zeige, "dass die Lieferanten fest an die Zukunft von Mindfactory glauben und die Zusammenarbeit langfristig fortsetzen wollen", so der Rechtsanwalt.

Ferner wurde ein Sanierungsgeschäftsführer bestellt. Peter Brauer zeichnet sich für die Neuaufstellung von Mindfactory verantwortlich, unterstützt von den eingesetzten Generalbevollmächtigten Nicole Jedrol und Sebastian Braun von der Kanzlei Reinhart Kober Großkinsky Braun. Beide unterstützten die Geschäftsführung während der Eigenverwaltung.

Laut der letzten veröffentlichten Bilanz im Handelsregister hat Mindfactory im Geschäftsjahr 2021/2022 (April 2021 bis Ende März 2022) einen Umsatz von 302,7 Mio. Euro erzielt, nach 338,5 Mio. Euro im Vorjahr. 2021/2022 hatte der Etailer einen Jahresüberschuss von 7,9 Mio. Euro erwirtschaftet. Einschließlich des Gewinnvortrags aus dem Jahr 2020/21 belief sich der Bilanzgewinn auf knapp 17,6 Mio. Euro.

Im Schnitt waren 111 Mitarbeitende bei Mindfactory beschäftigt, steht im Jahresbericht 2021/22. Mindfactory verkauft sowohl an Verbraucher wie auch an Unternehmen. Mindfactory stand auf der Liste 2020 der größten deutschen Online-Versender vom EHI Retail Institut auf Platz 24 mit einem Umsatz von 406 Mio. Euro. Das Familienunternehmen wurde 1996 in Wilhelmshaven gegründet.

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