Schwache Systemhäuser: Cancom noch am wenigsten im Sog sinkender Aktienkurse

Nach Bechtle hat nun auch Wettbewerber Cancom vor sinkenden Gewinnen und Umsätzen gewarnt. Ein schwacher Trost, dass die Papiere der Münchner "nur" 18 Prozent seit Jahresanfang verloren. Computacenter, Bechtle und vor allem Datagroup stehen noch schlechter da.

Seit 2022 führt Rüdiger Rath Cancom, aktuell durch ein schwieriges Jahr 2024, das für alle IT-Dienstleister wegen der Konjunkturflaute und Investitionszurückhaltung kein gutes Geschäftsjahr wird

Börsennotierte Systemhäuser werden in diesem Jahr zu den großen Verlierern am Aktienmarkt zählen. Daran werden wohl auch die letzten Wochen bis zum Jahresende nichts ändern. Das traditionell für die Handel treibenden Systemhäuser starke Jahresendgeschäft dürfte dieses Jahr ausfallen. Kunden bleiben aufgrund der lahmen Konjunktur vor allem in Deutschland verunsichert und halten Investitionen in neue IT-Infrastruktur oder Softwareprojekte zurück.

Am Donnerstagmorgen kappt GFT Technologies seine Umsatz- und Gewinnziele für dieses Jahr. Der auf Softwareentwicklung spezialisierte Dienstleister plant immerhin noch ein zweistelliges Umsatzplus von 10 Prozent auf 865 Mio. Euro – 20 Mio. weniger als bisher prognostiziert, der Gewinn vor Steuern soll bei 65 Mio. liegen und damit 5 Mio. weniger als ursprünglich vorhergesagt.

Aktionäre der im SDAX notierten GFT müssen seit Jahresbeginn ein Minus von fast 36 Prozent verbuchen. GFT schneidet damit von allen in Deutschland börsennotierten IT-Dienstleistern am schlechtesten ab.

Auch Datagroup gehört zu den gebeutelten Systemhäusern mit einem Minus von über 31 Prozent seit Jahresbeginn. Und das, obwohl die Schwaben Mitte August ihre Geschäftsprognosen für 2023/24 "vollumfänglich besttätigt" hatten. 510 Mio. bis 530 Mio. Euro Umsatz und ein Ebt zwischen 43 und 46 Mio. Euro erwartet der Vorstand. Nächste Woche Donnerstag werden die Vorstände Andreas Baresel und Sabine Laukemann vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahresende bekannt geben.

Umsatz- und Gewinnwarnung bei Cancom

Cancom hat am Dienstag dieser Woche eine Umsatz- und Gewinnwarnung ausgesprochen. Cancom-Chef Rüdiger Rath reduzierte die Umsatzaussichten für 2024 auf 1,65 bis 1,75 Mrd. Euro – von bslang 1,75 bis 2 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte im schlechtesten Fall unter das Vorjahresniveau fallen: Für 2024 geht der Cancom-Chef von 112 bis 130 Mio. Euro aus. Bislang wurden 130 bis 155 Mio. angepeilt. Schwacher Trost für Cancom-Aktionäre: Die Papiere verlieren zwar seit Jahresbeginn 18 Prozent, schlagen sich im Sog sinkender Aktienkurse von börsennotierten Systemhäusern aber noch am besten. Zu Jahresbeginn notierte Cancom im Xetra-Handel bei 29,14 Euro, aktuell kostet das Papier 23,90 Euro.

Für Bechtle ging es seit Januar 2024 um mehr als ein Viertel bergab. Computacenter verlor im gleichen Zeitraum an der Londoner Börse über 19 Prozent. In den USA, wo CDW der größte IT-Dienstleister ist, verlor der Reseller fast 17 Prozent.

TecDAX nahezu unverändert seit Jahresbeginn

Die IT-Dienstleister gehören auch deshalb zu den Börsenverlierern, weil der TecDAX seit Jahresbeginn nahezu unverändert steht. Aktuell notiert er bei 3.332 Punkten – sogar 8 Punkte im Plus. Zu den großen Gewinnern im TexDAX gehören Halbleiterhersteller Suss Microtec (plus 130 Prozent), SAP (plus 62 Prozent), Nemetschek (plus 38 Prozent), Deutsche Telekom (plus 26 Prozent).

Keine strukturelle Krise

Wenig beeindruck zeigen sich Börsenanalysten von dem Argument, dass Bechtle-CEO vergangene Woche ins Feld führte. Man habe bei Bechtle keine strukturelle Krise, sei vielmehr von einer konjunkturellen Krise getroffen, weil Unternehmen und Behörden weiter auf der Investitionsbremse stehen. Das dürfte zwar auch für die meisten IT-Dienstleister gelten, sind es doch diese Unternehmen, die als Berater und Integratoren vom Boom der Zukunftstechnologie KI stark profitieren dürften. An der Börse jedenfalls verfängt dieses Argument nicht.

Nvidia-Aktie verdreifacht

Erstaunlich, wo es doch immer heißt, dass in den Aktienkursen die Zukunft bereits eingepreist sei. Das gilt aber nur für die "Spatenhersteller" für KI-Technologie, allen voran Chiphersteller Nvidia mit einer Kursverdreifachung seit Jahresbeginn. "Goldgräber" müssen erst noch unter Beweis stellen, dass sie es verstehen, mit den richtigen Werkzeugen enorme Schätze bergen zu können.