Pure Storage stellt neue Dienste für simplifizierte Speicher-Technologie vor

Cloud-Storage von Pure Storage soll so einfach sein, dass die Anleitung auf einer Visitenkarte Platz findet. Komplexität herausnehmen ist Philosophie beim US-Hersteller, auch bei den neu vorgestellten Diensten für die Finanzierung und einem Service für Kostenoptimierung von VMware-Instanzen.

CTO und Firmengründer John "Coz" Colgrove stellte sich auf der Roadshow von Pure Storage den deutschen Partnern vor, hier in München.

Unwahrscheinlich, dass Shawn Hansen Paul Kirchhof kennt. Letzterer machte in Deutschland Schlagzeilen mit seinen radikalen Versprechen, dass eine Steuererklärung auf einen Bierdeckel passen würde, wenn seine Reformen umgesetzt würden. Über 10 Jahre ist das nun her, Hansen hatte zu dieser Zeit bei Microsoft in Japan gearbeitet und besseres zu tun gehabt, als sich in die Komplexität des deutschen Fiskalwesens hineinzuknien. Spätestens aber als er im Herbst 2020 beim US-Storage-Anbieter Pure Storage anheuerte, um als General Manager Core Platform die Weiterentwicklung neuer Dienste zu verantworten, dürfte er Gefallen gefunden haben an Simplifizierungsmethoden. Am beharrlichen bundesdeutschen Fiskalwesen haben sich Kirchhoff und andere Komplexitäts-Exorzisten die Zähne ausgebissen, die Vision indes steht seither im Raum: Anleitungen didaktisch auf engstem Raum zu verdichten, dass sie handlich auf ein Stück Papier passen. In München beim Pure Storage-Partnertreffen hält Shawn Hansen eine Visitenkarte hoch und sagt zur Channel-Presse: "Die Anleitung, wie man eine Daten-Storage-Plattform aufsetzt, steht hier auf der Business Card".

Wie man die Pure Storage-Plattform aufsetzt, passt auf eine Visitenkarte, zeigt Shawn Hansen.

Pure Storage, 2009 gegründet, ist mit seiner All-Flash-Technologie angetreten, komplexem Storage-Tiering den Kampf anzusagen, was vor allem auch in Multi-Cloud-Umgebungen gilt. "Einfachheit und intuitive Nutzung, diese Philosophie hat bei Pure Storage höchste Priorität", erläutert Firmengründer John Colgrove, dessen Spitzname "Coz" sinnbildlich für diesen Ansatz steht. Und der noch aus eigener Erfahrung weiß, wie unglaublich kompliziert in den 80er-Jahren die ersten IBM-Maschinen in Rechenzentren waren. "Ich war bei Bell der Einzige, der wusste, wie man ein Mainframe ab- und anschaltet. Das hat jeweils 20 Minuten gedauert", berichtet der CEO.

Elke Steinegger verantwortet seit vergangenem Dezember die Geschäfte bei Pure Storage in Deutschland und Österreich.

"Real-time Enterprise File"

Der Pure Storage-Gründer hat so einige Innovationswellen nicht nur erlebt, sondern aktiv an Technologie-Disruptionen mitgewirkt. Allen voran bei Speichermedien. Flash ersetzt HDD, eine seit Jahren fortlaufende Entwicklung. Mit FlashBlade//S100 (126 TB) stellt der Hersteller eine neue KI-fähige Plattform mit GPUDirect-Unterstützung vor. Außerdem dynamische Datendienste, die Pure Storage unter "Real-time Enterprise File" präsentiert.

Ziel: Starre und nicht skalierbare Datenspeicher so zu modernisieren, dass sie moderne Workloads wie KI, Analysen und VDI beherrschen. Real-time Enterprise File soll Unternehmen in die Lage versetzen, alle ihre Speicherressourcen zu maximieren, indem es die Komplexität der Planung und Erstellung von Speicherreservierungen oder -zuweisungen für jedes Array abschafft. Pure Fusion soll Vorgänge automatisiert, einschließlich der Platzierung von Arbeitslasten und der Neuverteilung jeder Kombination von Arrays über den gesamten Pure Storage-Datenspeicher des Unternehmens. Real-time Enterprise File sei das branchenweit erste Zero-Move Tiering, das es der IT ermöglicht, das erforderliche Leistungsniveau zu liefern, ohne Daten physisch zwischen den Ebenen verschieben zu müssen, berichtet der Hersteller. Pure Storage will "neue Standards für Agilität und Einfachheit auf Enterprise-Niveau" setzen.

Storage-as-a-Service (STaaS) bietet Pure Storage als Abonnement-Modell seiner 2015 gestarteten Plattform Evergreen an. Die Besonderheit, mit der Pure Storage für "echtes STaaS" wirbt und sich somit von Wettbewerbern abhebe: Der Kunde zahlt für die in SLAs definierte Performance und Kapazität, weil Strom- und Rack-Kosten der Hersteller übernimmt. Ein reines Capex-Modell also und kein verstecktes Leasing.

Das ist bei anderen Herstellern nicht selbstverständlich, erläutert Pure Storage-Partner Günter Maier von mentIQ (Medialine-Gruppe). "Bei echten As-a-Service-Modellen darf keine Bank als Zwischenfinanzierer dazwischengeschaltet sein", sagt der Geschäftsführer. "Services von Evergreen sind Leistungsversprechen". Die Hardware stellt Pure Storage zur Verfügung, das können auch gebrauchte Systeme sein.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2023/2024 (Ende 4. Februar 2024) hatte Pure Storage jährlich wiederkehrende Einnahmen von 1,2 Mrd. US-Dollar bilanziert – ein Plus von 26 Prozent. Insgesamt legte der Umsatz um 10 Prozent auf 3,1 Mrd. Dollar zu.

Neue Services: Universal Credits und Virtual Machines (VM) Assessment

Auf seinen europäischen Roadshows in mehreren Städten präsentierte Pure Storage neue Arrays, Dienste und mit Universal Credits ein neues Abrechnungsmodell für STaaS. Unternehmen können einen Pool von Credits erwerben und diese für verschiedene Dienste nutzen, ohne an bestimmte Abonnements gebunden zu sein. Sie können jetzt Mengenrabatte nutzen, indem sie Universal Credits für verschiedene Evergreen//One-, Pure Cloud Block Store- und Portworx- Dienste verwenden. Das soll in der Branche laut Pure Storage "einzigartig sein"-.

Neu ist auch das Virtual Machines (VM) Assessment. Das Tool in der Pure Storage-Plattform verschafft Administratoren einen Überblick über die Auslastung virtueller Maschinen in VMware-Umgebungen zu erhalten und gibt auch einen Überblick über Kosten und mögliche Einsparungen. Voraussetzung: Mindestens ein Array von Pure Storage muss in einer VMware-Infrastruktur laufen. Die VM-Bewertung steht allen Kunden mit ihrem Pure1-Abonnement kostenlos zur Verfügung.

Gerade angesichts deutlich gestiegener Kosten für den Betrieb von VMware-Architekturen, nachdem dieser Anbieter sein Portfolio ausgedünnt und auf ein Abonnement-Modell umgestiegen ist, könnte das VM Assessment ein interessantes Tools für Partner sein.

100 Prozent Channel

Den Channel hierzulande für Pure Storage aufgebaut hat Christian Fuhrmann. Als er Anfang 2013 nach über 11 Jahren bei Netapp zum noch jungen Wettbewerber wechselte, war der heutige Erfolg von Pure Store – 2024 zum fünften Mal in Folge im Gartners Magic Quadranten rechts ober als Leader für Storage-Plattformen gesetzt - noch keinesfalls sicher. Die Flash-Technologie war teuer, wie schnell sich die Preise den Kosten für Datenspeicherung auf Festplatten annähern, unsicher, ebenso ob eine kritische Masse an Partnern erreicht wird, um ein profitables Geschäft in DACH aufzuziehen. Fuhrmann und sein Team haben Pionierarbeit geleistet. Mit heute rund 110 Partnern in DACH zielt Pure nicht auf Masse, sondern Klasse.

Pure Storage-Channel-Chef Christian Fuhrmann (li.) und Günter Maier von mentIQ (Medialine-Gruppe) berichteten über "echtes" STaaS und wenig flexible Consumption-Modelle für Services, bei denen Banken als Finanzierer dazwischengeschaltet sind.

4 bis 5 Partner kämen jedes Jahr neu dazu. Die beiden Distributoren ADN und Tim sind gesetzt, "wie kommen mit beiden VADs hervorragend aus", sagt der Channel-Chef. 100 Prozent Partner-Orientierung, Technologieführerschaft im Storage-Markt und mit "Coz" Colgrove nach wie vor der Gründer an der Spitze, der die Festplatten-Industrie kollabieren sieht, wenn in einigen Jahren stromsparendes Flash-Storage endgültig in die Rechenzentren der Hyperscaler einzieht: Fuhrmann ist für die Zukunft des Pure Storage-Channels positiv gestimmt.