Public-Cloud für Innenministerium: Millionen-Auftrag für Bechtle

Kurz vor Jahresende kommt der doch noch, der ersehnte Riesenauftrag im Volumen von 235 Millionen Euro: Bechtle und AWS gewinnen die Ausschreibung des Bundesinnenministeriums (BMI) für Public-Cloud-Dienste. Ein weiterer "Meilenstein" im Behördengeschäft und "für das Erfolgsteam", so der Bechtle-Manager, der die wichtige BU Public Sector seit 17 Jahren beim Systemhaus leitet.

Ausschreibungsprofi seit 17 Jahren: Bechtle Bereichsvorstand Steven Handgrätinger

Bechtle-CEO Thomas Olemotz hatte Anfang November das Jahr 2024 eigentlich schon abgehakt. Zwei Senkungen des Ausblicks in einem Jahr und dann auch noch keine Prognose für 2024: solche schwierigen Zeiten hat Olemotz, seit 2007 an der Spitze des Systemhauses, noch nicht erlebt. Das dritte Quartal 2024 sei auch deshalb schwach ausgefallen, weil ein "signifikanter Softwareauftrag" im Volumen von 150 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum in diesem Quartal ausblieb, sagte er in einer Telefonkonferenz. Nun aber ist er da und deutlich größer als im Vorjahr. Die Bilanz 2024 wird der Auftrag freilich kaum retten, denn die 235 Millionen Euro für den Aufbau von Public-Cloud-Diensten beim BMI erstrecken sich über 4 Jahre.

Auftraggeber ist einmal mehr das Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI), die Umsetzung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund). Bechtle und Amazon Web Services (AWS) werden der Behörde diverse Cloud-Dienste anbieten, von der Bereitstellung virtueller Maschinen (VMs) und Kubernetes-Clustern über unterschiedliche Datenbank- und Speicherlösungen bis hin zu Plattform-, Netzwerk- und Security-Services für cloudbasierte Anwendungen. "Höchste Sicherheitsstandards und Effizienz" haben Vorrang.

AWS Solution Provider Bechtle wird maßgeschneiderte Beratungsleistungen sowie Lifecycle- und Managed Services bereitstellen. Dazu gehören Konfiguration, Migration, Optimierung und Anpassung der Cloud-Infrastruktur an die spezifischen Anforderungen der Behörde, Integration und Verwaltung der Services.

Den Kunden kennt Bechtle schon lange. Im Sommer dieses Jahres hatte das Systemhaus einen gewaltigen Rahmenauftrag des BMI an Land gezogen: Lieferung von 300.000 vom BSI für den Dienstgebrauch zugelassene iPhones und iPads von Apple samt Zubehör bis Ende 2027 für bis zu 770 Mio. Euro.

"Stärke als Multi-Cloud-Service-Provider"

Der nun geschlossene Rahmenvertrag über Public Cloud-Dienste von AWS dürfte für Bechtle eine höhere Marge abwerfen als die Lieferung von Hardware. Beide Aufträge werden aber den Status von Bechtle bei seinen Herstellern deutlich stärken, was sich im Hinblick auf Boni und sonstige MDF-Mittel, die Hersteller an ihre Vertriebspartner auszahlen, auch finanziell für Bechtle auszahlt. Die gesamten Herstellerboni für dieses Jahr, werden bei Bechtle nur rund 60 bis 70 Prozent des Vorjahresniveaus erreichen, wie CEO Olemotz noch Anfang November auf Nachfrage von CRN ausführte. Gut möglich, dass Bechtle im Muskelspiel von Nachverhandlungen mit seinen Herstellern noch ein bisschen mehr herausholen konnte.

Michael Guschlbauer, Bechtle-Vorstand IT-Systemhaus & Managed Services, jedenfalls nutzt den aktuellen Erfolg im wichtigen Behördengeschäft, um Herstellern, Kunden und nicht zuletzt der Konkurrenz Bechtles Position einmal mehr vor Augen zu führen. "Der Gewinn des Rahmenvertrages mit dem Beschaffungsamt des BMI bestätigt erneut unsere Stärke als Multi-Cloud-Service-Provider für den Public Sector. Gemeinsam mit unseren Partnern gestalten wir leistungsfähige, flexible und robuste Cloud-Architekturen für unsere Kunden und erschließen ihnen je nach Bedarf die Vorteile verschiedener Cloud-Optionen", so Guschlbauer.

Und Bechtle lässt bei dieser Gelegenheit auch den Kunden sprechen, der übliche Vorurteile über eine schleppende Digitalisierung von Behörden widerlegen kann. "Wir schätzen die Kompetenz der Bechtle AG sehr und freuen uns auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Standardisierte Public-Cloud-Services ergänzen das Cloud-Portfolio des ITZBund gemäß unserer Multi-Cloud-Strategie. Mit ihnen können wir den Bedarfsträgern nun skalierbare Workloads in allen Schutzbedarfsklassen kosteneffizient bereitstellen, ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur beschleunigten digitalen Transformation der deutschen Bundesverwaltung", sagt Alfred Kranstedt, Direktor Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund).

Bechtles Kopf der wichtigen BU Public Sector

Bechtle zählt im Behördengeschäft nicht nur deutsche Bundes- und Landesministerien zu seinen Kunden. Rahmenverträge wurden in den letzten Jahren auch mit der NATO, der Generaldirektion Informatik (DIGIT) der EU-Kommission oder europäischen Forschungseinrichtungen geschlossen. Bechtles Kopf der wichtigen BU Public Sector ist Steven Handgrätinger, der seit 17 Jahren für Bechtle tätig ist und die nicht gerade einfache Materie Ausschreibungen der Öffentlichen Hand perfekt beherrscht. Vor drei Jahren wurde er vom BU-Leiter zum Bereichsvorstand befördert, was unterstreicht, wie wichtig diese Klientel für Bechtle geworden ist.

Und bei aller Bescheidenheit, die in der Bechtle-DNA verankert ist, darf Handgrätinger auch einmal öffentlich stolz sein auf den aktuell gewonnen Rahmenvertrag des BMI. "Ein weiterer Meilenstein für den Public Sector und für das Erfolgsteam", postet der 63-jährige Manager auf Linkedin.