Ploon.it-Gruppe will sich als neuer Stern am MSP-Himmel etablieren

Lokal verwurzelt, aber den notwenigen Wachstumsschritt stemmen fällt schwer? List + Lohr aus Hannover liefert die Vorlage: viel MSP- und Führungs-Know-how, Kapital und eine Vision, wie regionale Systemhäuser gemeinsam in der neuen Ploon.it-Gruppe ihre Zukunft absichern. Strippenzieher ist eine Private Equity-Gruppe, die wie kaum ein anderer Investor aktive unternehmerische Expertise im IT-Service-Markt einbringt.

COO Jan Schmidt (li.) und Ploon.it-Chef Jan-Michael Lohr haben viel Erfahrung im Aufbau von IT-Betrieb und Managed Service-Organisationen

Wie würde Harald Lesch die Evolution der Systemhaus-Branche in den letzten drei Dekaden erklären? Der aus Terra X bekannte Moderator ist Astrophysiker und würde selbstverständlich die Kräfte untersuchen, die in dieser Branche zwar nicht Naturgesetzen folgen, sondern marktwirtschaftlichen Logiken gehorchen – so gut eben, wie man Menschen gemachte Prozesse mit Logik verbinden will. Analogien ließen sich aus der Himmelsbeobachtung für die Branchentransformation allemal ziehen.

Was Lesch sehen würde, sind verglühende Systemhäuser (Pleiten), in schwarzen Löchern untergehende Reste von Sanierungsobjekten oder selten über experimentelle Kernfusion hinausgehende Verschmelzungen (von Ausnahmen abgesehen). Nun kommt Ploon.it ins Spiel - eine neue, freundlich strahlende Sonne am Systemhausuniversum.

Sieben Planet will sie in den kommenden Jahren anziehen, die dann in geordneten Bahnen um das Zentralgestirn kreisen. Ein Planet zieht bereits seine Bahn: Systemhaus und Managed-Service-Anbieter List + Lohr aus Hannover. Weitere sind eingeladen (siehe Reiter "Gruppenbeitritt" auf der Webseite).

Viel Erfahrung im MSP-Aufbau

Martin List und Jan-Michael Lohr haben ihr Systemhaus in die Ploon.it eingebracht und führen auch die Geschäfte der neuen Gruppe. Jan Schmidt ist COO. Alle drei besitzen viel Erfahrung im Aufbau von IT-Betrieb, von Managed Service-Organisationen und der Vermarktung von IT-Dienstleistungen. List und Lohr haben ihr Systemhaus mit heute rund 90 Mitarbeitern und mehr als 1.000 Kunden aus dem KMU-Bereich vor 27 Jahren gegründet. Schmidt hat fast 10 Jahre Marketing und Sales beim Hannoveraner Hoster Busymouse verantwortet. Seit diesem Sommer legen sie los und suchen Akquisitionskandidaten, die sich der Ploon.it-Gruppe anschließen wollen.

Adressaten: IT-Dienstleister, die in ihrer Region gut im Geschäft sind, den nächsten Wachstumsschritt aber nicht allein stemmen können oder wollen. "Viele regionale IT-Dienstleister stoßen bei einem Wachstum ab 20 bis 30 Mitarbeiter und einem Umsatz von ca. 4 bis 5 Millionen Euro auf erste größere Hürden. Häufig werden sie von administrativen Aufgaben überfordert und sehen sich einem hohen Investitionsrisiko für weitere Expansionsschritte gegenübergestellt", sagt Jan-Michael Lohr, CEO Ploon.it.

So einige Fehler und Fehlannahmen über den Markt hatte er als GF seiner List + Lohr erfahren dürfen. Andere IT-Dienstleister müssen sie ja nicht wiederholen. "Unsere Erfahrungen haben uns wertvolle Einblicke gegeben, wie man typische Wachstumshürden erfolgreich überwindet und die Effizienz im IT-Service Geschäft stark steigern kann", sagt er. Diese Erkenntnisse wolle man nun als Vorlage in der Ploon.it einsetzen, um weitere lokale Marktführer zu entwickeln, so Lohr.

Geplant ist eine bundesweite Abdeckung der Ploon.it – nach dem Vorbild der im Raum Hannover bereits agierenden List + Lohr, die als Kern der Gruppe gestartet ist. Zentralfunktionen und operative Ressourcen werden gebündelt, Fachwissen geteilt, das Portfolio erweitert. Schlüsselbereiche der neuen Gruppe: Cybersecurity, Cloud Computing, Lösungen auf Basis künstlicher Intelligenz für Kunden aus dem Mittelstand.

Private Equity: Kapital und unternehmerisches Know-how vorhanden

Man führe bereits Gespräche mit anderen Unternehmern, die sich Ploon.it anschließen sollen. Acht solcher "Lokal Heros" mit einem Gebietsschutz würden die Ploon.it-Gruppe bilden. Unternehmen beispielsweise, die oft von geschäftsführenden Gesellschaftern geleitet werden und eine Nachfolge suchen, wären ideale Kandidaten. Auch solche IT-Häuser, die eben den nächsten Wachstumsschritt planen, deren Management weiter an Bord bleiben und beteiligt sein will. An Restrukturierungsfällen sei man aber nicht interessiert, sagt COO Jan Schmidt.

"Keine Werte kaputt machen"

Kapital für Akquisitionen hat der Investor der Ploon.it, die Münchner Private-Equity-Gesellschaft Prom 12, in Aussicht gestellt. Gegründet wurde Prom 12 vor zwei Jahren, ist also ein junges Team, das aber im IT-Servicemarkt hervorragend vernetzt ist und entsprechendes unternehmerisches Know-how nicht nur anbietet, sondern aktiv einbringen will. Der Venture ist nämlich eng verbunden mit Primepulse, der Private-Equity-Gesellschaft unter Führung von Cancom-Gründer Klaus Weinmann. Man sitzt im selben Gebäude in der Prinzregentenstraße in München.

Die akquirierten IT-Dienstleister sollen laut Lohr eigenständig bleiben, ihre DNA und Unternehmenskultur nicht verlieren. "Wir wollen keine Werte kaputt machen", sagt Lohr im Gespräch mit CRN.

Freilich muss die "Chemie" zwischen den Unternehmern passen. Um das auszuloten, braucht es viel Vertrauen und oft auch Zeit für intensive Gespräche. Die will sich das Ploon.it-Management und der Investor lassen. Zu einer schnellen, oft auch überhasteten Expansion, wie man an machen schnell wachsenden Systemhausgruppen sehen kann, will sich Ploon.it nicht hinreißen lassen. "Ein bis zwei Planeten im Jahr", skizziert Lohr den Zeitplan, den man sich für den Aufbau der Gruppe nehmen will.