KI verändert fast alle IT-Jobs

KI-Ethik und allgemeines Wissen über KI sind künftig in allen IT-Jobs unverzichtbar. Vor allem Berufsanfänger, aber auch Beschäftigte auf der mittleren Ebene geraden unter Druck, so eine Studie des AI-Enabled ICT Workforce Consortium. Große IT-Unternehmen reagieren und setzen sich hohe Ziele bei ihrer Fortbildungsstrategie.

In den Bereichen "KI-Kenntnisse, KI-Ethik und Prompt Engineering gibt es viel zu tun, auch in Deutschland, da diese Fähigkeiten in den meisten IT-Berufsfeldern zukünftig gebraucht werden", sagt Christian Korff. Mitglied der Geschäftsleitung von Cisco Deutschland.

Unternehmen, die ihren Softwareentwicklungszyklus nicht auf KI ausrichten, werden "in den nächsten 12 bis 18 Monaten massiv benachteiligt sein", sagte kürzlich Scott Chasin, CEO von Distributor Pax8, im Gespräch mit CRN. Software-Engineering werde weitgehend agentenbasiert sein, ist sich Chasin sicher, "KI schreibt bereits heute erstaunlich viel Code".

KI wird aber nicht nur die Softwareentwicklung neu definieren. Praktisch jeder in einem IT-Job wird ohne grundlegende KI-Kenntnisse nicht mehr zurechtkommen. "In allen IT-Jobs werden zukünftig grundsätzliche KI-Kenntnisse und KI-Ethik wichtiger. Jobs wie AI/ML Engineer, Data Scientist, Project Manager, Software Engineer oder UX Designer werden sich am stärksten verändern", so das Fazit er Studie "The Transformational Opportunity of AI on ICT Jobs". Die Untersuchung wurde unter Führung von Cisco mit Mitgliedern des AI-Enabled ICT Workforce Consortium erstellt -darunter Accenture, Eightfold, Google, IBM, Indeed, Intel, Microsoft und SAP.

92 Prozent der IT-Jobs würden sich aufgrund von Fortschritten in der KI stark oder mäßig verändern. EinsteigerInnen und mittlere IT-Fachkräfte sind davon besonders betroffen: 40 Prozent der Positionen auf mittlerer Ebene und 37 Prozent der Einstiegsjobs ändern sich stark. Die internationale Studie bietet erstmals Einblick in die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die 47 wichtigsten Jobs in der Informationstechnologie (IT). Die Definition der wichtigsten IT-Jobs beruht auf Analysen der Jobbörse Indeed, die Teil des Konsortiums ist. Die Rollen wurden anhand der meisten IT-Stellenausschreibungen von Februar 2023 bis Februar 2024 in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden und den USA ausgewählt.

"Mit der Einführung von ChatGPT, Gemini, Midjourney und weiteren KI-Tools müssen sich ArbeitnehmerInnen auf veränderte digitale Arbeitsumgebungen vorbereiten. Das betrifft besonders IT-Jobs", sagt Christian Korff. Mitglied der Geschäftsleitung von Cisco Deutschland und Leiter der Bundesfachkommission Künstliche Intelligenz beim Wirtschaftsrat der CDU. Arbeitgeber müssten die Fortbildung im Bereich KI sicherstellen, in den Bereichen "KI-Kenntnisse, KI-Ethik und Prompt Engineering gibt es viel zu tun, auch in Deutschland, da diese Fähigkeiten in den meisten IT-Berufsfeldern zukünftig gebraucht werden", so Korff.

Die Studie quantifiziert, in welchen Tätigkeitsprofilen KI-Fähigkeiten in Zukunft für IT-Jobs besonders wichtig werden. Vor allem allgemeine KI-Kenntnisse sowie KI-Ethik und verantwortungsvolle KI würden in jedem Job an Bedeutung gewinnen.

Laut der Studie sind drei Berufgsgruppen am stärksten von KI betroffen: "Testen und Qualitätssicherung", "Design und User Experience" sowie "Business und Managemen". Jeweils zwei Drittel der Berufe bei Testen und Qualitätssicherung sowie Design und User Experience verändern sich stark. Mit 62,5 Prozent ist der Anteil bei Business und Management fast genauso hoch. Hier hat KI einen besonders starken Einfluss auf die Rollen wie zum Beispiel Business Analyst, Customer Service, Digital Marketing oder Projektmanager. Deutlich dahinter liegen mit jeweils einem Viertel der sich stark verändernden IT-Jobs Cybersecurity und Data Science. Am wenigsten Veränderung durch KI ist im Bereich "IT-Infrastruktur und Betrieb" zu erwarten.

So ändert KI die Rolle von Security-Experten

Konkret bedeutet das zum Beispiel: Im Bereich Cybersecurity ist das Berufsfeld des Information Security Specialist stark von KI betroffen. Auf Deutsch wird die Rolle oft als IT-SicherheitsexpertIn bezeichnet. Die Hauptaufgabe besteht darin, Anzeichen für Sicherheitsrisiken, Schwachstellen und Angriffe zu erkennen. Mit Hilfe manueller und automatischer Analysen wurden dabei bisher Komponenten wie Software, Netzwerke, Firewalls oder Zugänge überprüft. Diese Kontrollen wird zunehmend KI übernehmen und auch automatisch Angriffe abwehren oder Sicherheitslücken schließen. Der Information Security Specialist muss zukünftig genau entscheiden können, welche Prozesse er automatisiert oder manuell freigibt.

Weitere IT-Berufe, die sich am stärksten durch KI verändern, sind etwa AI/ML Engineer, Business Analyst, Cloud Engineer, Data Scientist, Network and IT Automation Engineer, Product Design Engineer, Project Manager, Software Engineer und Tester sowie UX Designer. Die Job-Rollen Cybersecurity Analyst, Ethical Hacker und Soc Analyst Level 1 sind moderat von KI betroffen.

Fortbildung zwingend erforderlich

Die Mitglieder des Konsortiums sehen, wie dringlich und wichtig ihre gemeinsamen Aktivitäten angesichts der Zunahme von KI in allen Bereichen der Wirtschaft sind. Dafür wollen sie Berufswege vor allem in Bereichen entwickeln, die immer stärker KI-Technologien nutzen. Für alle beschriebenen IT-Jobs gäbe es dedizierte KI-Trainings, die größtenteils kostenfrei auf der Website des Konsortiums zugänglich sind.

Die Mitglieder des Konsortiums haben sich darüber hinaus ehrgeizige Ziele für Trainingsprogramme gesetzt und wollen in den kommenden 10 Jahren weltweit über 95 Mio. Menschen mit ihren KI-Schulungsangeboten helfen.

Dafür haben sie sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Cisco will 25 Mio. Menschen bis 2032 in Cybersicherheit und digitalen Fähigkeiten schulen, IBM 30 Mio. Menschen bis 2030 mit digitalen Fähigkeiten ausstatten, davon 2 Mio. im Bereich KI bis Ende 2026, IBM mehr als 30 Mio. Menschen bis 2030 im KI-Bereich weiterbilden, Microsoft 10 Mi. Menschen bis 2025 in digitalen Kompetenzen schulen und zertifizieren, SAP weltweit 2 Mio. Menschen bis 2025 weiterbilden. Google will 130 Mio. Dollar für die weltweite Förderung von KI-Schulungen und -Kompetenzen bereitstellen.

"Die Ergebnisse dieses Reports verdeutlichen den hohen Bedarf an Fort- und Weiterbildung, insbesondere aufgrund des Aufstiegs von KI. Jetzt haben alle im IT-Sektor – von Studierenden über Mitarbeitende bis hin zu Unternehmen – die Daten, welche Arbeitsplätze sich verändern werden, wie sie sich verändern und was Einzelpersonen und Arbeitgeber tun können, um sich auf diesen Wandel vorzubereiten und auf dem sich entwickelnden globalen Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben", kommentiert IBM-Managerin Lydia Logan, die als VP "Global Education and Workforce Development", die Weiterbildung beim Konzern verantwortet.