Ingram Micro bricht mit Broadcom/VMware

Der weltweit zweitgrößte Distributor nimmt Broadcom aus dem Portfolio und wird ab dem kommenden Jahr nur noch begrenzte Beziehungen zu VMware in ausgewählten Regionen unterhalten, teilt Ingram Micro CRN mit. Auch in Deutschland wird die Distribution mit dem Hersteller heruntergefahren.

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"Ab Anfang Januar 2025 wird Ingram Micro keine Geschäftsbeziehung mehr mit Broadcom und nur noch begrenzte Beziehungen zu VMware in ausgewählten Regionen unterhalten. Beides ist für unser Geschäft nicht von Bedeutung", sagt der weltweit zweitgrößte Distributor in einer Erklärung gegenüber CRN USA. Die Einstellung der Distribution betrifft auch Deutschland, wie die hiesige Landesgesellschaft von Ingram Micro CRN bestätigt.

Der Schritt wurde unternommen, nachdem es Ingram Micro nicht gelungen war, eine Einigung mit dem Chiphersteller und Softwareunternehmen zu erzielen. Den Verkauf von VMware-Lizenzen und Produkten werde einschränkt. "Wir konnten keine Einigung mit Broadcom erzielen, die unseren Kunden dabei helfen würde, jetzt und in Zukunft die besten Technologieergebnisse und gleichzeitig eine angemessene Rendite für die Aktionäre zu erzielen", so Ingram Micro am Montag in einer Erklärung gegenüber CRN USA.

4 Wochen, bis Partner Angebote erhalten

Ein langjähriger VMware-Partner, der seine Geschäfte über Ingram Micro abwickelt, erfuhr vor vier Wochen von der bevorstehenden Änderung. "Die Distributoren sind nicht das Problem. Das ist Broadcom", sagte der CTO des Lösungsanbieters per E-Mail und bat darum, anonym zu bleiben, um offen über seine Erfahrungen mit Broadcom seit der Übernahme von VMware im November 2023 sprechen zu können.

"Sie müssen ihren Distributoren die Möglichkeit geben, Angebote zu erstellen. Broadcom sollte seine Vertriebsmannschaft verdoppeln, wenn sie die volle Kontrolle über jedes Angebot haben wollen, das von einem Partner oder Endbenutzer angefordert wird. Im Durchschnitt dauert es vier Wochen von der Deal-Registrierung bis zum Angebot an den Distributor". Dieser Prozess dauerte vor der Übernahme von VMware durch Broadcom laut dem CTO nur wenige Tage. "Vor der Übernahme dauerte es zwei bis drei Tage“, so der Manager. "Nachdem im Sommer Angebote verfügbar waren, dauerte es ein bis zwei Wochen, ab November vier bis fünf Wochen. Wir erhalten jetzt Angebote, die in der Woche vom 4. November angefordert wurden".

Der Broadcom-Partner, der über VMware Master Competencies verfügt, war bereits dabei, zu einem anderen Distributor zu wechseln. Aber der Geschäftsführer ist nicht zuversichtlich, dass sein Unternehmen bei der Distributionskonkurrenz bessere Erfahrungen machen werde. "Wir wechseln unser Broadcom-Geschäft von Ingram zu Arrow, erwarten aber, dass es genauso schmerzhaft sein wird", sagte die Quelle. The Register berichtete zuerst über die Neuigkeiten.

Broadcom: "engere Beziehungen mit weniger Distributoren"

"Broadcom hat dieser Geschichte nichts hinzuzufügen", sagt das Unternehmen in einer Erklärung gegenüber CRN USA. Nach der Veröffentlichung dieses Berichts am gestrigen Montag wandte sich Broadcom mit einer ausführlicheren Erklärung an CRN. Darin bezeichnete das Unternehmen Ingram Micro als "geschätzten Partner", sagte aber, es wolle "engere Beziehungen mit weniger Distributoren" aufbauen.

"Obwohl Ingram ein geschätzter Partner war, haben unsere Geschäftsprioritäten und die Notwendigkeit eines rationalisierteren und fokussierteren Vertriebsnetzes diesen Wechsel erforderlich gemacht", heißt es in einer Erklärung von Broadcom an CRN. "Wir bleiben unseren Kunden und Partnern zutiefst verpflichtet und unternehmen proaktive Schritte, um einen nahtlosen Übergang und kontinuierliche Unterstützung für alle Beteiligten in allen Regionen sicherzustellen."

Ingram Micro erklärte, dass das Broadcom-Geschäft für seinen Umsatz nicht wesentlich sei. "Für uns und die mehr als 1.500 Anbieter und [161.000] Kunden, mit denen wir zusammenarbeiten, liegt der zukünftige Fokus auf einer Umgestaltung von Beziehungen, nicht nur auf der Abwicklung von Verkäufen", heißt es in der Erklärung. "Wir konzentrieren uns sehr auf unsere Kunden und darauf, Reibungspunkte zwischen unserem und ihrem Geschäft zu beseitigen. Egal, ob unsere Kunden eine neue Bezugsquelle oder eine völlig neue Lösung wünschen: wir sind hier, um die Technologie reibungslos und erfolgreich umzustellen und unser Geschäft gemeinsam weiter auszubauen", so Ingram Mico.

Broadcom agiert aktuell aus einer Position der Stärke. Die Broadcom-Aktie verzeichnet einen Höhenflug aufgrund von Chipverkäufen und erwarteten KI-Chipverkäufen, die als eigenständiges Geschäft auf einen Umsatz von 60 bis 90 Mrd. Dollar steigen könnten, sagte Broadcom vergangene Woche Donnerstag im Rahmen der Bekanntgabe aktueller Zahlen.

Der Umsatz von VMware stieg im ersten vollen Jahr unter Broadcom-Besitz im letzten Quartal um 3,3 Prozent auf 13,8 Mrd. Dollar. Im letzten Jahr unter unabhängigem Besitz erzielte VMware einen Umsatz von 13,35 Mrd. Dollar.

Broadcom schloss die 69 Mrd. Dollar-Übernahme von VMware vor über einem Jahr ab - nach einem schwierigen, 17 Monate dauernden Verkaufsprozess.

Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Portal unserer Schwesterpublikation CRN USA.