Group-IB: Zweiter Anlauf der DACH-Expansion – jetzt mit VAD Boll

Während Group-IB-Gründer Ilya Sachkov Russlands Methoden im Cyberkrieg aufdeckte und im Gefängnis landete, will Co-Gründer und CEO Dmitri Wolkow das Wachstum des Security-Anbieters in Europa ausbauen. Mit Distributor Boll setzt Group-IB auf den Schweizer Marktführer für Security, der für DACH den Zuschlag erhält.

Group-IB Channel-Chef Christoph Brecht (li.) setzt auf die Kompetenz von Boll in Sachen Security und das Management des VAD: CEO Thomas Boll (Mitte) und Deutschland-Chef Joachim Walter

Die Firmengeschichte der Group-IB würde eine spannende Drehbuchvorlage zu einen Politthriller abgeben, nur mit dem Unterschied zum Film, dass Handlung und Personen nicht fiktional gewählt werden müssten (siehe " Group-IB gegen globale Cyberbedrohungen").

Real und handfest sind die nun eingeleiteten Expansionsschritte von Group-IB, das Geschäft in DACH auszubauen. Mit Distributor Boll geht Group-IB nun eine Distributionspartnerschaft ein. Nachdem die Partnerschaft mit Distributor Ectacom letztes Jahr offenbar nicht mehr fortgesetzt wird (Group-IB gehört laut Ectacom-Webseite nicht mehr zu den gelisteten Herstellern), übernimmt der Value Added Distributor, führend bei Security auf dem Schweizer Markt und ebenfalls auf Expansionskurs in Deutschland und Österreich, den Vertrieb des umfangreichen Portfolios der Group-IB.

2003 gegründet war Group-IB zunächst in den Bereichen Cybercrime-Ermittlungen, digitale Forensik und Incident Response tätig. Seither sammelt das Unternehmen Bedrohungsinformationen in einem stetig in Echtzeit aktualisierten Data Lake, der laut eigener Aussage "zu den umfassendsten Threat-Intelligence-Quellen der Welt gehört und bis heute die Basis der Lösungspalette von Group-IB bildet."

Die Qualität der Threat Intelligence und der Cybersecurity-Plattform von Group-IB spiegele sich in mehreren offiziellen Partnerschaften mit den internationalen Polizeiorganisationen Interpol, Europol und Afripol wider. Marktforscher wie etwa Forrester, IDC, Gartner und KuppingerCole bescheinigen dem Anbieter eine hohe Qualität. Group-IB hat ihren Hauptsitz in Singapur, unterhält "Digital Crime Resistance Center" in den Regionen Europa, Asien-Pazifik, Zentralasien und im Nahen Osten. Das Unternehmen beschäftigt ein Team von mehr als 400 "Global Cyber Defenders", die 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr Unternehmen proaktiv bei der Abwehr aktiver und lokaler Bedrohungen unterstützen.

Die Unified Risk Platform von Group-IB vereint Lösungen und Services für den Schutz vor digitalen Risiken bis hin zu Risiken aus dem Darknet, Betrugserkennung, Markenschutz, Incident Response und Extended Detection and Response (XDR) inklusive Netzwerkschutz, E-Mail-Schutz und Endpunktschutz (EDR). Die Komponenten der Plattform lassen sich dem Anbieter zufolge bedarfsgerecht kombinieren und als On-Premises-Lösung, in der Cloud sowie als Managed Security Services nutzen. MSPs oder MSSPs können die Lösung als White-Label unter ihrer eigenen Marke anbieten.

Erstmals Channel-Chef ernannt – Verstärkung im Pre-Sales

Neu an Bord bei Group-IB ist seit August dieses Jahres Christoph Brecht, der als Channel Director Europe den Aufbau des Partnergeschäfts verantwortet. Im Mai dieses Jahres heuerte zudem Maximilian Bode als Pre-Sales-Manager bei Group-IB an. Er war zuvor rund 5 Jahre bei der aus Fireeye hervorgegangenen Ausgründung Mandiant tätig, die 2022 von Google übernommen wurde.

Channel-Chef Brecht von Group-IB ist von dem breiten Portfolio des VADs Boll überzeugt und sieht in Boll den "idealen Partner", der helfen werde "neue Servicemodelle zu entwickeln und den Betrieb [durch Partner] für mittelständischen und großen Kunden sicherer zu machen".

Boll wertet mit Group-IB sein Portfolio auf, ist CEO und Gründer Thomas Boll überzeugt. "Das Cybersecurity-Portfolio von Group-IB ergänzt unser Angebot um eine weitere führende Plattform mit einzigartigen Cybersecurity-Features und starker KI-Unterstützung". "Enormes Wissen um Bedrohungen und die Managed Service-Fähigkeit" machten Group-IB "zu einem attraktiven Anbieter für unsere Partner in Deutschland", ergänzt Joachim Walter, Deutschlandgeschäftsführer beim VAD Boll.

Group-IB gegen globale Cyberbedrohungen

Group-IB ist die Story des 2003 17-jährigen Ilya Sachkov und seiner Vision, einen Cybersecurity-Anbieter aus Russland gegen globale Cyberbedrohungen antreten zu lassen. Es bleibt eine unerfüllte Vision. Denn zu Russlands "Waffen" gegen demokratische Staaten und ihre Werte gehören schließlich staatlich unterstützte Cyberakteure. Sachkov wurde das schnell klar, er stand vor der Entscheidung, den hochentwickelten Security-Anbieter Group-IB zu einem Instrument der russischen Gewaltpolitik werden und sich kaufen zu lassen oder seiner Linie als verantwortungsvoller Unternehmer treu zu bleiben. 2019 noch erhielt Sachkov für seine Verdienste einen Orden seines Heimatlandes. Im gleichen Jahr war ihm indes schon klar, dass die russische Autokratie nicht gewillt war, auf der "guten Seite der Cybersecurity" zu stehen. Er leitete Schritte ein.

Group-IB wurde im gleichen Jahr aufgeteilt: Moskau blieb Firmensitz für russische Kunden, die globale Klientel aus dem Ausland wurde vom neuen Hauptsitz in Singapur betreut. Ende 2020 eröffnete Group-IB ihr europäisches Headquarter in Amsterdam. "Unser Team ist über den ganzen Kontinent verstreut, um unsere Kunden in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, dem Vereinigten Königreich und anderen Staaten zu schützen. Wir haben uns konsequent auf dem europäischen Markt entwickelt und verfügen heute über das Know-how, um die Installationen unserer Produkte zu erweitern und europäische Unternehmen weiterhin bei der Bekämpfung der Cyberkriminalität zu unterstützen, indem wir bei Bedarf vor Ort sind", erklärte damals CEO Ilya Sachkov.

"In einer Zeit, in der die Welt in einen intensiven Cyberkrieg verwickelt ist, in der sich die Cyberkriminalität in all ihren Formen weiterentwickelt und immer organisierter und effizienter wird, wird eine Person, die sich konsequent und überzeugend für ein verantwortungsvolles Verhalten im digitalen Raum eingesetzt und die ihr ganzes Leben dem Kampf gegen die digitale Kriminalität gewidmet hat, für 14 Jahre ins Gefängnis gesteckt." Group-IB im Juli 2023 über ihren Gründer Ilya Sachkov

Und er kritisierte öffentlich, dass Russland organisierte Ransomware-Attacken toleriere, offenbar gedeckt vom russischen Geheimdienst FSB. Es war eine Kampfansage an Russlands Cyberkriminelle und der Bruch mit der russischen Autokratie. Im September 2021 wurde Sachkov verhaftet, im Juli 2023 verurteile ihn ein Moskauer Gericht in einem nicht öffentlichen Prozess zu 14 Jahren Haft wegen angeblichen Hochverrats. Sachkov soll laut russische Nachrichtenagentur TASS westlichen Geheimdiensten vertrauliche Informationen über Cybersicherheit gegeben haben. Dabei dürfte es sich um Details über das russische Hackerkollektiv "Fancy Bear", auch APT28 genannt, handeln. Die Gruppe gilt als wichtiger Teil der Cyberarmee Russlands. Sie soll den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 in sozialen Medien zugunsten von Donald Trump beeinfluss haben. Auch Hackerangriffe auf die Server des deutschen Bundestags werden den russischen Bedrohungsakteuren zugeschrieben.

Nach Sachkovs Verhaftung übernahm Mitbegründer und CTO Dmitry Volkov das Amt des CEO bei Group-IB. Eigenen Angaben zufolge betreut das Unternehmen Kunden in mehr als 60 Staaten. Erkenntnisse über Cyberkriminelle macht Group-IB in regelmäßig erscheinenden Reports öffentlich. Das Unternehmen ist zudem Partner von Interpol und Europol.

Kürzlich gab Group-IB bekannt, dass der ehemalige Direktor für Cyberkriminalität bei Interpol, Craig Jones, sich dem Unternehmen als "unabhängiger strategischer Berater" angeschlossen hat. Er will den Kampf gegen die Cyberkriminalität fortsetzen und dazu beitragen, "Cyberkriminelle auf der ganzen Welt zu stoppen, indem er eng mit dem CEO von Group-IB, Dmitry Volkov, und dem Executive Management Team zusammenarbeitet, um langfristige Ziele und strategische Initiativen zu definieren und diese mit Branchentrends und neu auftretenden Bedrohungen abzustimmen", so die offizielle Pressemitteilung. Ferner soll Jones helfen, die Marktpositionierung und Wettbewerbsfähigkeit von Group-IB zu verbessern, strategische Partnerschaften und Allianzen zu etablieren.